Eine bessere Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen, weniger Papierkram und mehr Zeit für Patienten – das wünschen sich viele Ärzte. Die Digitalisierung kann helfen, den Alltag in Arztpraxen und Krankenhäusern künftig zu vereinfachen. Die Geschichte der fiktiven Hausärztin Dr. Jane Roe zeigt, wie Versorgung in wenigen Jahren funktionieren könnte.
Text: Frank Brunner ∙ Illustration: Edward Tuckwell Konzept: Sepideh Honarbacht und Anna Karch (UX Design)
Das Wartezimmer ist voll, auf dem Schreibtisch türmen sich Laborberichte, Entlassbriefe und Patienteninformationen. Ärztinnen und Ärzte müssen Diagnosen und Therapien detailliert dokumentieren, Rezepte und Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen signieren – und viele Patienten bringen auch ausgedruckte Befunde ihrer Fachärzte vorbei, die zu berücksichtigen sind. Heute noch Alltag in Praxen.
Dr. Jane Roe kennt Simone seit vielen Jahren. Noch vor einigen Monaten lief der Austausch mit den anderen Ärzten ihrer Patientin analog über Arztbriefe. Wer wann welche Medikamente verordnet hat, erfuhr sie manchmal nur zufällig, oft erst auf Nachfrage, teilweise gar nicht. Deshalb telefonierte Dr. Roe häufig mit ihren Kollegen. Das kostete allerdings Zeit, die ihr für Patientengespräche fehlen.
aller Heilberufler ärgern sich über den enormen Aufwand für Dokumentation und Verwaltung im Praxisalltag.
Quelle : Studie "Inside Heilberufe", Institut DocCheck Insights im Auftrag der Deutschen Apotheker- und Ärztebank
An diesem Montagnachmittag öffnet Dr. Roe in ihrem Computer eine Anwendung, in der Daten ihrer chronisch kranken Patienten gespeichert sind, die sie mit einem speziellen, engmaschigen und softwaregestütztem Betreuungsprogramm versorgt. Dr. Roe scrollt durch die Liste. Bei Simone stoppt sie. Ihr Name ist rot unterlegt. Ein Klick und schon sieht sie Simones Werte: 140/90 mmHg. „Nicht gut“, murmelt Roe. „Nicht gut.“ Über ihren Computer sendet sie an Simone eine Einladung zu einer Videosprechstunde.
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Seit Jahren ist die 45-jährige Simone wegen Hypertonie bei Dr. Roe in Behandlung und nimmt Blutdrucksenker. Ihre Typ2-Diabetes wird ebenfalls medikamentös therapiert. In der Vergangenheit aktualisierte Simone regelmäßig ihren Medikamentenplan in einer Textdatei, druckte diese aus, um den aktuellen Medikationsstand – wenn nötig – ihrer Hausärztin Dr. Roe oder Fachärzten auszuhändigen. Trotzdem gingen immer wieder Informationen verloren.
Vor einer Woche war Simone in ihrer Krankenkassen-Filiale. Dort hatte ihr ein Kundenbetreuer die ePA-App fürs Smartphone empfohlen, über die sie künftig Gesundheitsdaten wie Notfallpass und Medikationsplan einsehen und mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen teilen kann. Außerdem können Daten aus Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) von der App übernommen werden.
Seitdem misst Simone zweimal täglich ihren Blutdruck und überträgt die Werte vom Blutdruckmessgerät über den Funkstandard Nahfeldkommunikation (Near Field Communication, NFC) in das Blutdrucktagebuch der DiGA, auf die ihre ePA zurückgreifen kann.
Über die Telematikinfrastruktur gelangen Simones Daten zu Dr. Roe. An diesem Dienstagvormittag meldet sich ihr Smartphone plötzlich mit einem Signal der ePA-App. Ihre Hausärztin Dr. Roe schlägt kurzfristig einen Termin für eine Videosprechstunde am Nachmittag vor.
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Früher musste Dr. Roe ihre Patientin immer persönlich in die Praxis bestellen, selbst wenn sie ihr nur ein Rezept aushändigen oder einige Fragen zu ihrer Konstitution stellen wollte.
„Ihr Blutdruck ist etwas zu hoch, ich schreibe Ihnen eine Überweisung zum Kardiologen.“
Simone: „Mein alter Kardiologe hat seine Praxis geschlossen; ich habe zwar einen Nachfolger gefunden, muss ihm nun aber meine gesamte Krankheitsgeschichte erzählen.“
Roe: „Das müssen Sie nicht. Sie könnten ihm auch Zugriff auf Ihre elektronische Patientenakte (ePA) gewähren, die ist auf dem aktuellen Stand. Dann hat er Ihre gesamte Krankengeschichte sofort vorliegen.“
Haben sich die DiGA bewährt?
Vor fünf Jahren wurden per Gesetz die digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) eingeführt. Haben sich die „Apps auf Rezept“ seitdem bewährt und können vielleicht sogar Therapien ersetzen? Wo gibt es Verbesserungspotenzial? Vier Meinungen.
Kompetente Beratung am Bildschirm
Ärzte, die von Patienten vor planbaren Operationen um eine Zweitmeinung gebeten werden, können Fragen auch via Videosprechstunde beantworten.
Ärzte und Psychotherapeuten konnten während der Corona-Zeit unbegrenzt Videosprechstunden anbieten und abrechnen, da KBV und Krankenkassen entsprechende Beschränkungen aufgehoben hatten. Seit April 2022 sind Fallzahl und Leistungsmenge wieder auf 30 Prozent begrenzt. Bei den Hausärzten ist die Zahl der in Anspruch genommenen Videosprechstunden laut KBV seit April 2023 wieder gesunken – auf aktuell rund 20 Prozent. Bei den Psychotherapeuten liegt der Anteil deutlich höher.
der Sprechstunden von Psychotherapeuten finden per Videocall statt.
Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung
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Datenautobahn mit Hindernissen
Als sichere Datenautobahn soll die Telematikinfrastruktur (TI) alle Akteure im Gesundheitswesen miteinander vernetzen. Doch bei ihrer Umsetzung gibt es einige Hürden zu meistern.
Step-by-Step zu mehr Digitalisierung
ePA, E-Rezept und Co.: Um im internationalen Vergleich mithalten zu können, muss Deutschland noch einiges tun, findet Beate Jochimsen.
Es ist besonders anspruchsvoll, Patienten zu versorgen, die unter Mehrfacherkrankungen leiden und deshalb mehrere Spezialisten – zum Beispiel Kardiologen und Neurologen – aufsuchen müssen. Die verschiedenen Ärzte stellen Diagnosen, von denen die behandelnden Kollegen wissen müssen, um beispielsweise die Medikation optimal abzustimmen.
Der Kardiologe erkennt in seinem Praxisverwaltungssystem, dass seine neue Patientin Simone ihre ePA für ihn freigegeben hat. „Das hat doch sicher einen Grund“, denkt er und öffnet die ePA. Modaal lag richtig. In der ePA findet er den elektronischen Arztbrief und einen Hinweis von Dr. Roe zu den hohen Blutdruckwerten der Patientin.
Er identifiziert sich am PC mit seinem Heilberufsausweis, öffnet erst Simones ePA, dann ihren elektronischen Medikationsplan. Dr. Modaal tauscht sich mit Simones Hausärztin Dr. Roe aus und ersetzt ihren bisherigen Blutdrucksenker durch ein anderes Präparat.
Dann greift er zum Telefonhörer: „Ihre Werte sind zu hoch, ich habe Ihnen ein neues Medikament, Candesartan, verschrieben, es ist schon in Ihrer ePA“, sagt der Kardiologe auf Simones Anrufbeantworter. Außerdem bittet er um Rückruf. „Wegen eines Kontrolltermins.“
Falscher Weg zum richtigen Ziel
Mit dem Gesetz zur Stärkung der Herzgesundheit will die Regierung Infarkte und Schlaganfälle reduzieren. Die AOK begrüßt die Intention, warnt aber vor mangelnder Evidenz und Überlastung von Arztpraxen.
Künstliche Intelligenz wird Klinik-Sekretär
Rund 150 Millionen Arztbriefe schreiben Mediziner jährlich in Deutschland. Künftig soll ein "Arztbriefgenerator" Krankenhausärzte entlasten und die Qualität von Informationen zu Anamnese, Diagnostik und Therapie verbessern.
Als Dr. Jane Roe ihren Rechner mit dem Praxisverwaltungssystem startet, ertönt Sekunden später ein Signal.
Roe sieht, dass Dr. Modaal die Medikation geändert hat. Was der Kardiologe nicht wusste: Simone nimmt auch regelmäßig Ibuprofen. Das Schmerzmittel kann in Kombination mit Candesartan die Wirkung des Blutdrucksenkers beeinträchtigen, die Nieren schädigen und sogar den Herzschlag verändern. Besonders Diabetes-Patienten wie Simone sind gefährdet. Deshalb verordnet ihr Dr. Roe als alternatives Schmerzmittel Paracetamol.
Die Hausärztin schreibt eine entsprechende Notiz in den elektronischen Medikationsplan, aktualisiert ihn und speichert die neue Version in Simones ePA. „Jetzt muss ich nur noch ein Rezept ausstellen“, sagt Dr. Roe.
Damit das funktioniert, müssen Medikamentenpläne und alle anderen Dokumente automatisch strukturiert, kodiert und als sogenannte Medizinische Informationsobjekte (MIO) abgelegt werden. Nur so ist garantiert, dass Simones neuer Medikationsplan auch ihren Kardiologen erreicht.
In den ersten acht Monaten des Jahres 2024 haben Versicherte in Deutschland mehr als 353 Millionen E-Rezepte eingelöst. Das sind rund 44 Millionen E-Rezepte im Monat oder beinahe 1,5 Millionen am Tag. Mehr als 75.000 medizinische Einrichtungen stellen E-Rezepte aus. Damit wird der digitale Service in fast allen Praxen der ambulanten Versorgung angeboten. Versicherte haben verschiedene Möglichkeiten ihr E-Rezept einzulösen. Die überwiegende Mehrheit (80 bis 90 Prozent) nutzen bisher vorzugsweise ihre elektronische Gesundheitskarte, um ihre Verordnung zu bekommen.
Aktenschrank im Handy-Format
Am 25. Januar 2025 startet die neue elektronische Patientenakte (ePA) für alle. Darauf werden relevante Patientendaten gespeichert - nach höchsten Sicherheitsstandards.
Anfang vom Ende der Analog-Ära
Digitale Gesundheitsanwendungen, digitale Pflegeanwendungen und Erweiterung der Telemedizin – darauf zielt das Digitale Versorungs-und-Pflege-Modernisierungsgesetz (DVPMG).
Digitaler Gesundheitsbooster
Neben Regelungen für schnellere Arzttermine und mehr Sprechstunden markiert das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) die Geburtsstunde der ePA.
Wenn Menschen in einer Notfallsituation nicht ansprechbar sind, ist es für Sanitäter und Ärzte schwierig, sich einen raschen Überblick über Unverträglichkeiten, den Impfstatus und sonstige Besonderheiten, etwa Implantate, zu verschaffen. Dabei können selbst kleine Details der Krankengeschichte lebenswichtig sein.
Simone hat die Funktion E-Rezept in ihrer ePA-App freigeschaltet. Von zu Hause schickt sie das Rezept an ihre Apotheke. Kurz darauf erscheint auf ihrem Handydisplay: Medikament verfügbar.
Also macht sich Simone auf den Weg zur Apotheke. Die Apothekerin verschwindet kurz im Lager und holt die Arzneimittel: „Hier, einmal Paracetamol, einmal Candesartan.“ Simone begleicht die Zuzahlung kontaktlos mit ihrem Handy.
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Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen wird ein hohes Potenzial nachgesagt. Zu den Zukunftschancen und Risiken äußern sich Prof. Dr. Jochen A. Werner, Universitätsmedizin Essen, und Dr. Gottfried Ludewig von T-Systems im Interview.
Direkter Draht zur Apotheke
Mit der App "AOK Mein Leben" können Versicherte ihre E-Rezepte verwalten und Medikamente bei Pharmazeuten ihrer Wahl bestellen.
Simone ist froh, dass sie das Medikament noch am selben Tag bekommen hat. Sie läuft mit schnellen Schritten aus der Apotheke Richtung U-Bahn-Station. Zum Abendessen ist sie mit ihrer Freundin verabredet.
Auf den Treppen zum Gleis rutscht sie aus und stürzt die Stufen herunter. Simone stöhnt unter Schmerzen. Aufstehen? Unmöglich. Zwei Passanten eilen zur Hilfe und rufen die Ambulanz.
Bei ihrem Sturz hat sich Simone einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen, dazu Schürfwunden. Außerdem steht sie unter Schock.
Auf die Fragen der Rettungssanitäter kann sie in diesem Augenblick nicht antworten.
Ein Sanitäter hält beruhigend ihre Hand, fragt: „Nehmen Sie Medikamente?“ Simone bekommt keinen Satz heraus. Der Sanitäter zögert, überlegt wie er an Informationen über mögliche Allergien, Vorerkrankungen, Medikamente oder Unverträglichkeiten kommt. Simone zeigt stumm auf ihre Tasche, in der sich ihr Smartphone befindet.
Auf die wichtigsten Notfalldaten in ihrer ePA-App lässt sich auch bei gesperrtem Bildschirm zugreifen. Weil der Rettungssanitäter ihre Geste richtig interpretiert, weiß er kurz darauf, dass Simone unter Hypertonie leidet und dass sie Blutdrucksenker und Schmerzmittel nimmt. Schnell überträgt er die Daten in das Klinikverwaltungssystem des Krankenhauses, das er und seine Kollegin gerade ansteuern.
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat 2021 ein Experten-Konsortium beauftragt, um den digitalen Reifegrad der Krankenhäuser zu bewerten. Gemessen wird er mit einer strukturierten Online-Erhebung, dem DigitalRadar Krankenhaus (DRK). Die besten Ergebnisse erreichten somatische und psychiatrische/psychosomatische Krankenhäuser in der ersten Messung (Stichtag 30.6.2021) in den Dimensionen Strukturen und Systeme, Resilienz-Management- und Performanz sowie organisatorische Steuerung und Datenmanagement.
In Prozessen, die den Austausch mit Patienten abbilden, schnitten die Kliniken deutlich schlechter ab, zum Beispiel bei Informationsaustausch und Telehealth. Patientenpartizipation fand zumindest bis 2021 so gut wie nicht statt. Spannend wird es im September 2024: Dann sollen die Ergebnisse der zweiten Erhebung vorgestellt.
Neue praxistaugliche Lösungen
Seit Einführung des Gesetzes für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) können Ärzte E-Rezepte ausstellen, etwa im Rahmen einer telemedizinischen Behandlung.
Letzter Wille im World Wide Web
Seit März 2024 gibt eine weitere Möglichkeit, sich für oder gegen die Organspende zu entscheiden: das elektronische Organspende-Register.
Lebensrettende Schnelligkeit: Alle Daten im Notfall parat
Patientenkurzakte und Notfalldatensatz sollen Qualität und Effizienz der Patientenversorgung verbessern. Ein Überblick über Inhalte, Funktionen und Einsatzmöglichkeiten.
Nach einer Operation in der Klinik dokumentiert der Chirurg gewissenhaft Befund und Eingriff in einem Entlassbrief für den Hausarzt und die Therapeuten. Diese überprüfen die Regelmedikation und passen sie an, falls nötig. Wichtig ist, dass alle Behandelnden auf Basis einheitlicher Informationen die Entscheidungen zum Wohle des Patienten treffen.
Als der Wagen das Spital erreicht, hat der Arzt in der Notaufnahme schon alle relevanten Daten. „Sie brauchen als erstes eine Tetanus-Impfung“, sagt der Arzt in der Notaufnahme, nachdem Simone wieder zu sich gekommen ist.
„Woher wissen Sie das?“
„Ihrem elektronischen Impfpass in der ePA habe ich entnommen, dass die letzte Tetanus-Impfung schon zu lange her ist.“
An nächsten Tag wird Simone operiert. Später trägt der behandelnde Arzt Angaben zur OP in die Patientenkurzakte und den elektronischen Entlassbrief ein und hinterlässt noch eine kurze Nachricht für Hausärztin Dr. Roe, unter anderem Hinweise zur Nachbehandlung.
ihrer täglichen Arbeitszeit verbringen Ärzte und Pflegekräfte im Krankenhaus mit Dokumentationsaufgaben und Nachweispflichten. Hauptgründe dafür sind fehlende IT-Unterstützung und der geringe Digitalisierungsrad der Kliniken.
Quelle: Deutsches Krankenhausinstitut
Der E-Arztbrief bringt Ärzten und Psychotherapeuten einen echten Mehrwert: Sie können Informationen schnell und sicher austauschen und so eine optimale Versorgung für die Patientinnen und Patienten erreichen. Außerdem verspricht die Anwendung eine Zeit- und Kostenersparnis. Jährlich werden 140 Millionen Arztbriefe verschickt. Per Post oder Fax.
Seit dem 30. Juni 2024 müssen Praxen E-Arztbriefe zumindest empfangen können, so steht es im Digital-Gesetz (DigiG). Allein innerhalb der vergangenen sechs Monate ist die Zahl der E-Arztbriefe von rund 20 Millionen auf ca. 40 Millionen gestiegen. Damit macht der per sicherem Kommunikationsdienst KIM (Kommunikation im Medizinwesen) versendete Befund bereits rund 30 Prozent aller Arztbriefe im Jahr aus.
Der Krankenhaus-Strukturfonds
Der Fonds fördert Vorhaben der Bundesländer, um Überkapazitäten im Klinikmarkt abzubauen. Er wird mit 500 Millionen Euro jährlich aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds gespeist.
Revolution aus der Hosentasche
Beim Thema digitale Gesundheitsanwendungen schwächelt Deutschland bislang. Dabei könnte das Handy schon jetzt ein Kompass für den Weg in ein gesundes Leben sein.
Debatte: Erfahrung von Ärzten als Back-up
Künstliche Intelligenz darf Diagnose und Therapie nicht allein beherrschen, betont Joachim Maurice Mielert vom Aktionsbündnis Patientensicherheit. Menschliche Expertise sorgt für Vertrauen.
Die verlässliche Telematikinfrastruktur und neue Standards für Dokumentation und Austausch von Gesundheitsinformationen – zwischen den verschiedenen Behandelnden und zwischen den Ärzten und ihren Patienten – verbessern die Qualität der Daten. Und damit letztlich auch die Qualität der Versorgung.
Der operierende Arzt hat in der Klinik alle Angaben zur OP in Simones Patientenkurzakte, den elektronischen Arztbrief und den elektronischen Entlassbrief eingetragen, darunter auch eine Nachricht für Hausärztin Dr. Roe, unter anderem Hinweise zur Nachbehandlung, etwa einer Physiotherapie.
Heute morgen hat der Klinikarzt Simone entlassen. Über das elektronische Terminservicesystem hat sie sehr kurzfristig einen Termin bei ihrer Hausärztin Dr. Roe bekommen.
Dr. Roe sagt: „Ich habe schon alle Informationen über Ihr Missgeschick in der ePA gelesen. Sobald Sie wieder laufen können, beginnen wir mit der Reha.“
In den vergangenen zwanzig Jahren wurden sechs Gesetze auf den Weg gebracht, die mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens zu tun haben.
Timeline der Gesetzgebung zur Digitalisierung des Gesundheitswesens
Turbo fürs Gesundheitswesen
Das Digitalgesetz (DigiG) soll die Digitalisierung in der medizinischen Versorgung beschleunigen, etwa durch ein Opt-out-Verfahren bei der elektronischen Patientenakte (ePA).
Rechtsrahmen für KI im Gesundheitswesen
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird in gesellschaftlichen, technischen und philosophischen Kontexten diskutiert. Gerade im Gesundheitswesen sind aber auch die rechtlichen Dimensionen von Bedeutung.
Künstliche Intelligenz schreibt Arztbriefe
Ein „Arztbriefgenerator“ nutzt beim Entlassmanagement KI. So können Klinikärzte entlastet und die Qualität der Informationen verbessert werden.
Freitag – Hausarztpraxis Dr. Jane Roe
Noch während Simone in der Praxis ist, übermittelt Dr. Roe die Arbeitsunfähigkeitsdaten ihrer Patientin über die Telematikinfrastruktur an die Krankenkasse. Diese stellt diese elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) zum Abruf durch Simones Arbeitgeber bereit, der eine entsprechende Benachrichtigung erhält.
Anschließend ergänzt Dr. Roe die ePA um einige Hinweise an die Physiotherapeutin.
Dr. Roe beendet ihren Tag in der Praxis. Ihre beiden medizinischen Fachangestellten sind schon vor einer halben Stunde gegangen. Durch die Digitalisierung hat sie mehr Sicherheit gewonnen, weil Reibungsverluste vermieden werden, Informationen verlässlich und in hoher Qualität verfügbar sind.
Disclaimer: Die Figuren in dieser Geschichte sind frei erfunden. Alle Angaben zu Abläufen und Anwendungen basieren dagegen auf technischer Infrastruktur, auf Hard- und Software, die größtenteils schon heute verfügbar, teilweise aber erst in Monaten oder Jahren einsetzbar ist. Für die Recherche zu dieser Geschichte hat ein Team des KomPart-Verlags mit Ärztinnen und Ärzten und IT-Experten gesprochen und Material aus entsprechenden Fachartikeln verarbeitet. Redakteure, die seit Jahren gesundheitspolitische Themen bearbeiten, haben die Szenarien anschließend erneut gecheckt. Klar ist, dass der Alltag in vielen Arztpraxen heute noch anders aussieht. Die Geschichte soll einen Blick in die Zukunft gewähren.